Publiziert am 5. Mai 2011
Dank meiner etlichen Freunde hier in Russland konnte ich mal wieder erneut feststellen, dass hier anders gearbeitet wird – damit will ich nicht sagen weniger oder schlechter, ich spiele eher auf den Fakt an, das Dienstleistungen die man nicht selber leisten kann, auf ganz spezielle Art und Weise ausgegliedert werden.
Nehmen wir einmal an ich brauche einen Fotografen, wer einen guten kennt wird sicher zu erst genau diesen kontaktieren. Interessanter wird es aber, wenn ich auf einen professionellen Fotografen angewiesen bin und keinen zur Hand habe. In diesem Falle würde ich die gelben Seiten aufschlagen oder einfach ein Fotofachgeschäft aufsuchen, vielleicht auch neuerdings noch eine Internetrecherche nach einem Fotografen in meiner Nähe machen.
Arbeiten in Moskau
In Moskau konnte ich dagegen regelmässig ein anderes Verhalten beobachten. Die Suche laeuft immer ueber die Kontakte die man hat, wer also selber keinen Fotografen kennt, telefoniert ersteinmal im Freundeskreis rum, dann telefonieren die Freunde mit deren Freunden, deren Freunde mit ihren Freunden … und was soll ich sagen, die Suche nach einem Fotografen kann schon mal 2-3 Wochen in Anspruch nehmen, aber hinterher hat man einen gefunden den man irgendwie über drei Ecken kennt.
Die Vertrauensbasis ist groesser (was die Sache sympathisch macht), aber dies bedeutet nicht unbedingt, dass die Qualitaet der Fotos auch wirklich gut ist – aber zumindest hat man sein Geld nicht irgendjemandem gegeben.
Ich weiss nicht ob jemand von euch aehnliche Erfahrungen gesammelt hat, mir jedenfalls ist es ins Auge gesprungen, ganz egal um welche Person es sich handelt Klempner, Programmierer, Mechaniker – es scheint sehr oft nach diesem Schema zu laufen – was manchmal sehr zeitaufwendig ist.
Obwohl man die Fotos sofort braucht, vergehen schnell mal 3-4 Wochen bevor etwas passiert – mich würde das dauerhaft in den Wahnsinn treiben, so kommt man doch viel zu langsam mit der Arbeit voran.
Auf der anderen Seite hat und pflegt man so viel mehr Kontakte.
(siehe auch: Willkommenslied für Deutsche in Moskau)
12. Mai 2011
Schemele Доброго вреени суток!Ваш сайт открылся у меня в браузере случайно, Вы очень интересно пишете об РФ. Как-то совершенно незаметно за чтением Ваших записей прошло 3 часа :). Вы недавнр читали „Нос“ Гоголя(Nikolaj Gogol – Die Nase), и, как я понимаю, зачем-то купили книжку в магазине.Если Вы не в курсе и не из принципа, то вот Вам совет, – используйте – там все подобные книги в свободном доступе(бесплатно) милиция ip не отслеживает – у нее много других важных дел ? Кстати, вот, рекомендую почитать : –
типичный русский юмор на тему Гоголя, Тугенева и прочих.
И, наверное, Вам будет иннтересно почитать, как в народе в советское время переделывали официальную пропаганду:
„Двадцать рассказов о Сталине“ (будет нужен хороший словарь)
P.S. Комсомольская правда -проправительственная газета, лучше читайте „свободную прессу“, „радио свобода“ или „эхо москвы“
8. Juli 2011
Hallo Chris,
ja, das ist typisch für Russland.
wie Du auch geschrieben hast, ist die gute Seite daran die Kommunikation mit Menschen aus dem Verwandten- Freundes- und Bekanntenkreis und man vergrößert und pflegt so sein Netzwerk.
Aber ich erlebte Situationen, in denen ich mich, mit dem Bedürfnis nach Qualität (oder nach schneller Erledigung) schon zu helfen wusste, eine(n) Professionelle(n) zu finden, aber die Freunden/der Freund schon jemand wusste. Da kommt man manchmal ganz schön unter Druck. Wenn man den Bekannten Frickler nicht nehmen will, ist die Freundin beleidigt oder man steht als Verräter da und sie ist empört. Das kann noch unangenehm werden, wenn man jener Person später begegnet, wo die Freundin der schon das Vergehen (Ignoranz) erzählt hat.
Und so funktioniert das auch unter den Deutschrussen in Berlin (oder jeder anderen deutschen Stadt). – Für wen ist es nun ein Nachteil, dass die Migranten es unter sich ausmachen ? Das Gemeinsame, Verbindende ist die Herkunft aus Russland; ich mutmaße, dass insofern der relevante Kreis vielleicht noch mehr über den Verwandten- und Freundeskreis hinausgeht. Naja, das ist Spekulation.
Dazu kommt noch ein erhebliches Maß an Skepsis gegenüber Fachleuten als Grund, unter den eigenen Bekannten zu suchen: Korruption!! Man ist es gewohnt, dass sich Menschen Posten und Titel erkaufen (müssen). Meine Freundin war sehr allergisch gegen Uni-Professoren. Eine andere frühere Freundin musste sich 1.000 € zusammenraffen, um einen Termin zur Verteidigung Ihrer Doktorarbeit vor einem Kollegium zu bekommen – damit sie selbst Professorin werden konnte (Uni in St. Petersburg)
Zertifikate zählen also nicht viel in Russland unter der Bevölkerung. Bei uns in Deutschland haben sie einen höheren Stellenwert. – Man schaue sich um im deutschen Web – überall Zertifikate ?
1. August 2011
wollte nur mal sagen:
toller blog, mit sehr viel mühe gemacht!!! danke dafür!
13. September 2011
Hi Leute!
Kennt ihr euch mit dem Thema „откат“ aus? oder soll ich es erklären? (eine Art von Schmiergeld, aba nicht ganz)
Interessant ist, ob es in Deutschland auch so funktioniert…
8. Dezember 2011
Diese Art der Arbeitsvergabe ist mir auch schon bei meinen Städtetripps nach Moskau aufgefallen nur nicht so intensiv. Tja andere Länder, andere Sitten…
Deinen Blog mit deinen Erfahrungsberichten finde ich sehr interessant und ich hoffe, dass bald Neues von dir kommt (Bin gerade erst auf deinen Blog gestoßen)
18. Dezember 2012
Ich finde das fast schon wundervoll, wie in Moskau “ ein Fotograf“ gesucht wird. Ist mir sehr sympathisch! Gibt es auch in anderen Ländern. Nur eben nicht in Deutschland.
Ich habe Deinen Blog gerade erst gefunden und mich würde interessieren, wie es mit Deinen russischen Kentnissen heute aussieht? Ist es eigentlich schwer diese Sprache zu erlernen?
Ich werde nun ein wenig in Deinem Blog lesen……auch wenn ich, wie es scheint etwas spät dran bin ?
LG
22. Mai 2013
Gibt es denn dort keine Gelben Seiten?:)
Bei solchen Freundschaftsdiensten sehe ich 2 Nachteile:
1. Man bleibt den Leuten was schuldig, obwohl man die Arbeit bezahlt.
2. Wenn die Qualität der Arbeit nicht stimmt, ist eine Reklamation sachlich nicht führbar, da der gemeinsame „Bekannte“ beleidigt sein wird ?
LG
Faruk
4. Juli 2013
ja, das ist das Schlimmste in allen Ostlaendern. Jede Arbeit kann man nur dank Freunden oder Bekannten ergattern; hat man die nicht – hat man auch keine Arbeit. Egal wie professionell man auch ist – interessiert keinen! Das ist das Grundproblem, warum viele Sachen nieveaulos und von schlechter Qualitaet sind. Professionalitaet ist eindeutig nicht gefragt, nur Bekanntenkreis zaehlt, mit wem man Befreundet ist und aus welcher Familie stammt. TRAURIG …