Publiziert am 23. Februar 2010
Ich hatte ja schon vorher berichtet, dass ich mich vor meiner Ankunft in Moskau noch mal ordentlich in Deutschland mit zweisprachigen (Russisch-Deutsch) Bücher eingedeckt habe um möglichst viel interessantes in Russland zu lesen.
Ich habe also das lange Wochendende (4 Tage) nicht nur zum weggehen, Schnee schieben und Vokabeln pauken genutzt, sondern auch um weitere Bücher zu lesen, eines davon war die interessante kleine Erzählung – Der Mantel von Nikolaj Gogol – das Buch (etwas mehr als 100 Seiten) gibt es in Deutschland für 3,60 Euro in der zweisprachigen Version von Reclam als handliches Büchlein für die Jackentasche.
Der Mantel – auf Russisch – „Шинель“ [schinell]
Die Erzählung spielt in St.Petersburg und erzählt die Geschichte eines unteren Beamten, der Tag ein und Tag aus damit beschäftigt ist Urkunden abzuschreiben, man hatte zwar versucht ihn auch selber Texte schreiben zu lassen, aber auf seine eigene Bitte bekam er danach wieder nur Urkunden zum abschreiben.
Er ist der Spott seines Amtes, denn er ist nicht gerade eine Person die sich durch soziale Kompetenz auszeichnet, sondern eher ein Eigenbrödler, der sich lieber alleine zu Hause interessante Akten nochmal selber in Schönschrift kopiert als Kontakt zu anderen Menschen zu suchen.
In seinem Leben nimmt alles seinen gewohnten Lauf, bis zu dem Tag an dem ihm sein Schneider sagt, das sich sein Wintermantel nicht ausbessern lasse da er so abgewetzt ist das man keinen Platz hat wo man auch nur einen Flicken anbringen könnte.
Er gerät ein wenig in Panik, denn schliesslich verdient er nicht besonders viel, das Gehalt ist fest eingeplant, Geld für einen neuen Mantel ist eigentlich nicht da. Doch er beginnt sich den Mantel vom Halse abzusparen und freundet sich immer mehr mit dem Gedanken an einen Mantel zu kaufen, ein Ereignis das in seinem eher eintönigen Leben zu einem entscheidenden Höhepunkt werden soll.
Am meisten beeindruckt hat mich an diesem Roman wieder die Wortvielfalt (Sprachvielfalt) sowohl in der russischen Version aber auch in der Deutschen Übersetzung, die das Lesen des Buches zu einem Vergnügen werden lassen. Jede Situation, jedes Gefühl und jeder Gedanke sind ausserst anschaulich darniedergeschrieben.
Der Roman ist kurz, aber gibt ein guten Einblick in die Petersburger Beamtenwelt und regt zum Nachdenken an. Das Reclam Buch zeichnet sich ausserdem durch einen Nachhang aus, in dem auf die Bedeutung des Textes und das Leben des Autors von „Der Mantel“ – Nikolaj Gogol eingegangen wird.