Publiziert am 6. Oktober 2010
Heute wurde mir eine Anekdote von Sergej Prokojew, dem grossen russischen Komponisten, erzählt. Anschliessend zwei wunderschöne Kompositionen aus seiner Hand. Zumindest Peter und der Wolf dürfte jedem bekannt sein.
Blockade von Leningrad: Vom 8. September 1941 bis zum 27. Januar 1944 wurde Leningrad (heute St. Petersburg) von der deutschen Wehrmacht eingekesselt, von Nahrung abgeschlossen und bombardiert – diese Tragödie kostete 1,2 Millionen Menschen in St.Petersburg das Leben – ein Drittel der gesamten Bevölkerung der Stadt.
Prokofjew war auf dem Weg nach Hause, es war kalt, er war durchgefroren, es gab nichts zu essen, er war hungrig – unterwegs traf er auf zwei, die sich mit einer Flasche Wodka (0,5 l) zusammengefunden hatten – und da man in Russland besser zu Dritt trinkt, fragten sie ihn, ob er mittrinken würde – er stimmt zu.
Einen halben Liter Wodka in drei Gläser zu giessen soll, ich habe es nicht nachgeprüft, genau sieben mal pro Glas die Luftblasen in der Flasche nach oben steigen lassen. Sie tranken alle drei das Glas zügig aus und so fragte einer der zwei Prokofjew:
Кем ты работаешь? – Als was arbeitest Du?
Я композитор. – Ich bin Komponist.
Ну ладно. Не хочешь – не говори! – In Ordnung. Wenn Du nicht (darüber) reden willst – dann sprich nicht.
Sie konnten sich einfach nicht vorstellen, das einer der berühmtesten Komponisten genauso unter allem litt wie sie und mit Ihnen auf der Strasse sitzt und einen Vodka trinkt.